Stari sass in seinem gepanzerten Wagen und wartete. Er betrachtete nachdenklich die dicken Scheiben des Autos und fragte sich ob er mittlerweile alt und schwach wurde. Er verkroch sich in einem teuren, gepanzerten Wagen, obwohl niemand so verrückt wäre ihn anzugreifen. Nun ja, er hatte diesen Wagen seit langem, schliesslich war er nicht dort angekommen wo er war, weil er unvorsichtig war. Doch die übrigen Sicherheitsmassnahmen. Über die Jahre waren es immer mehr geworden, mittlerweile war er wahrscheinlich noch besser beschützt als der Präsident. Früher war es anders gewesen. Eine Waffe hatte ihm als Schutz gereicht. Nun ja, eine Waffe und zwei Paar Hände. Doch das war wohl der Preis des Einflusses und der Macht. Doch was ihn am meisten wurmte war wohl der Punkt, dass er nicht offen gegen den Bluthund vorgehen wollte. Er gestand sich ein, dass es sicherer und vernünftiger war. Doch seit wann agierte er so. Der Bluthund war zu weit gegangen, wenn dies geschah dann musste man ihm seine Grenzen zeigen und wie ein ungezogenes Kind hatte dieser seine Grenze nicht einsehen wollen. Ein solches Kind musste man bestrafen. Stari war selbst Vater und auch Grossvater, ein strenger Mann, der Fehler nicht durchgehen liess und ausser seiner Familie niemandem eine zweite Chance gab. Früher hätte er einfach ein paar Leute mit Maschinengewehren ausgesandt, die das Restaurant gestürmt und alle erschossen hätten. Das Problem war, dass er so eine Menge Leute verärgert hätte, mehr noch als das. Mittlerweile war er eine Person der Öffentlichkeit und konnte sich solche Ärgernisse nicht mehr leisten. Es war zu anstrengend geworden mit diesen umgehen zu müssen.
Er gestand sich ein, dass er alt war und dass seine Kräfte nachliessen. Es war der siebte Tag und eigentlich sollte er sich ausruhen, aber er konnte es nicht.
Der Wagen hielt für einen kurzen Augenblick neben einer Brücke, so dass die Tür kurz geöffnet werden konnte. Ein Mann wurde in den Wagen gestossen, so dass er auf den Sitzen gegenüber von Stari hinfiel. Er schaute sich verwirrt um, rieb sich den Knöchel der Hand, an dem man ihn festgehalten hatte und begann sich auf dem Sitz aufzurichten. Als nächstes stieg die rechte Hand von Stari in den Wagen. Er hatte silbernes Haar, ein hageres Gesicht, welches ihn älter aussehen liess, als er tatsächlich war. Nicht nur seines Aussehen wegen nannte man ihn D’javol. Er setzte sich neben den Mann, welcher verwirrt zwischen D’javol und Stari den Blick schweifen liess.
Der ältere Mann musste kurz schmunzeln, denn der unfreiwillige Gast in seinem Wagen war anders, als er erwartet hatte. Er zeigte offen Emotionen von Ärger und Verwirrtheit und liess jegliche Eleganz und Beherrschung fehlen. Er hatte sehr kurzes braunes Haar, helle Augen und ein ausgesprochen unauffälliges Gesicht, weder schön noch hässlich. Gerade richtig für seine Tätigkeit. Doch es fehlte ihm an Erfahrung und Beherrschung. Doch was sollte man erwarten von jemandem, der sich noch keinen Namen im Metier gemacht hatte. Dennoch kamen Stari einen kurzen Augenblick Zweifel ob der Mann der Richtige war.
„Wissen Sie wer ich bin?“ wollte er vom Mann wissen, der sich immer noch die Knöchel der Hand rieb.
Der Blick den ihm der Mann zuwarf war frech und mit ebensolcher Stimme erwiderte er: „Jemand mit einem gemeinen Assistenten.“ Sein Blick richtete sich auf D’javol und Stari wäre nicht überrascht gewesen, wenn er ihm die Zunge rausgestreckt hätte. Anscheinend wusste er nicht einmal, wer der Mann mit den silbernen Haaren war. Doch er war frech und selbstsicher. Vielleicht war er doch der Richtige. Doch nun galt es diese Selbstsicherheit ins Wanken zu bringen.
„Mein Name,“ fuhr der ältere Mann mit einem milden Lächeln auf den Lippen fort. „ist Stari.“ Nun weiteten sich die Augen des jungen Mannes und er hielt mit jeder Bewegung inne, sogar das Atmen hatte er eingestellt. Stari lächelte, er mochte diese Reaktion, wenn er seinen Namen nannte. „Gut, wenigstens wissen Sie was dieser Name bedeutet.“ Erwiderte er und lächelte böse. „Sie können ruhig weiter atmen, ich werde Sie sehr wahrscheinlich nicht töten.“ Als er den noch grösseren Schreck auf dem Gesicht des Mannes sah, konnte er sich ein leises Lachen nicht mehr verkneifen. Der Mann blickte nun zur Tür neben sich und machte Anstalt aus dem Wagen springen zu wollen, als sein Banknachbar mit den silbernen Haaren ihm die Hand auf die Brust presste. „Herr Stari ist noch nicht fertig.“ Sagte D’javol mit gefliessener Stimme. Der Mann starrte mit weiten Augen auf die Hand hinunter, dann fiel sein Blick zurück auf Stari.
Dieser nickte kurz und erklärte: „Ich habe vernommen, dass Sie ein Mann sind, der andere für Geld tötet.“ Der jüngere Mann mit den hellen Haaren zögerte kurz, doch schliesslich nickte er. Stari fuhr fort. „Ausserdem habe ich vernommen, dass Sie sich damit brüsten. Hochmut ist eine Sünde, Mord ist eine Sünde. Eigentlich sollte ich Sie richten. So wie Gott alle richtet, welche sündig waren. Seine Härte erscheint manchen als gnadenlos, doch er ist nur ein fürsorglicher Vater, welcher zusehen will, dass seine Kinder nicht vom Pfad abkommen. Das sie kein Leben in Sünde verbringen. Aber ich werde Sie nicht richten, noch nicht. Ich biete Ihnen Erlösung an. Erlösung dadurch dass Sie meinen Willen verrichten und andere für ihre Sünden richten. Verstehen Sie?“ Der Mann nickte. „Gut, denn ich habe jemanden, den ich für Lebensmüde erachte und ich möchte, dass Sie ihn von seiner Müdigkeit erlösen.“ Er reichte ihm einen braunen Umschlag. „Hier drinnen finden Sie sämtliche Informationen über die Person.“ Er wartete, bis der Mann den Umschlag an sich nahm, dann fügte er an. „Ausserdem sind noch Informationen über eine Frau, die ihren Bruder verloren hat. Ich will, dass sie ebenfalls getötet wird und dass es so aussieht als hätte sie den Mann getötet. Wie Sie das alles anstellen ist mir egal, es darf einfach nichts von dem was hier gesagt wurde auf die Strasse sickern.“ Der Mann nickte erneut und als der Wagen anhielt und die beiden Männer ihm deuteten dass er aussteigen soll, leistete er dem Wunsch folge. Bevor er jedoch ganz draussen war, meinte Stari noch. „Ich werde mich mit Ihnen bezüglich der Bezahlung dann in Verbindung setzen. Und denken Sie immer daran, ich bin derjenige, der die Macht hat. Ich besitze Sie ab jetzt, also erfüllen Sie meine Anfrage zu meiner vollsten Befriedigung.“ Der Mann stolperte beinahe über seine Füsse, als er aus dem Wagen flüchtete.