„Möchtest du irgendwann selber Kinder?“ wollte Pavel wissen, während er die letzten Bissen des Kartoffelauflaufes herunterschlang.
Katja stocherte müde in ihrem Essen herum. „Ich weiss nicht. Ich sehe all die Waisen bei uns im Heim. Dann lese ich was alles in der Welt geschieht und ich höre, wie es in dieser Stadt zu und her geht. Wenn ich Kinder hätte, möchte ich ihnen beibringen, dass sie gut sein müssen, denn das Gute gewinnt immer. Aber wie kann man in dieser Welt daran glauben?“
Pavel betrachtete seine Schwester betrübt. „Weißt du, Papa sagte immer, dass wir nicht die Hoffnung aufgeben sollten, denn dann sei alles verloren.“ Sagte er schliesslich mit einem aufmunternden Lächeln.
Katja erwiderte den Blick ihres Bruders und meinte schliesslich. „Vielleicht, aber ich finde es doch ungerecht Kinder einer schalen Hoffnung auszusetzen.“ Sie erwiderte den Blick ihres Bruders. „In dieser Welt gewinnt nur der Mächtige, nur jener der gnadenlos ist.“
Pavel seufzte und ass schweigend weiter, nach einer Weile sagte er jedoch: „Ich glaube immer noch daran, dass auch die Guten gewinnen können. Es kann nicht sein, dass er am Kreuz starb um für sämtliche Sünden zu bezahlen und am Ende gewinnt doch das Böse.“ Er blickte hoch zu seiner Schwester und fuhr fort. „Und morgen werde ich dir es beweisen.“
Katja hob fragend die Augenbrauen. „Und wie?“
Pavel schmunzelte. „Ich werde mit Tanja gehen. Heute Abend sage ich es ihr.“
„Sei vorsichtig.“ Ermahnte ihn Katja. „Du weißt, dass dies gefährliche Leute sind.“
„Keine Angst Schwesterchen. Ich bin schon vorsichtig.“ Pavel strahlte auf dem ganzen Gesicht.
Am nächsten Morgen war er tot.
Der Polizist, welcher seinen Tod untersuchte kam immer wieder vorbei um von den Fortschritten in den Ermittlungen zu berichten. Irgendwann gestand er ihr jedoch ein, dass es keine Fortschritte mehr gab.
Der Mann richtete seine dicke, schwarze Brille. „Wir wissen wer es war, aber wir können leider nichts beweisen.“ Er blickte kurz zur Frau hoch doch dann senkte er gleich wieder den Blick. Schöne Frauen machten ihn stets nervös. Er fuhr sich durch das dichte, dunkle Haar und hoffte sie würde sein Unbehagen nicht bemerken.
Die Frau bemerkte jedoch nichts, Tränen rannen ihre Wangen hinunter. „Gibt es nichts mehr, dass man tun kann?“
„Ich fürchte nicht.“ Der Mann nahm einen Schluck vom Wasser welches sie ihm angeboten hatte und blickte verlegen um sich. „Ich fürchte, dass sehr viele Leute bezahlt wurden um das ganze zu vertuschen.“
„Kann man dann niemanden bezahlen um die Vertuschung auffliegen zu lassen?“ wollte sie wissen.
Er fand es seltsam, das Tränen ihre Wangen herunter rannen, ihre Stimme aber völlig ruhig und klar blieb. „Nicht mit dem wenigen Geld, das Sie haben.“ Er seufzte kurz und fügte noch an. „Ausserdem haben die meisten Angst sich gegen diesen Mann zu stellen. Vor allem weil er mächtige Freunde hat.“
Katja wischte sich die Tränen vom Gesicht und fragte: „Wieviel würde es kosten, damit ihn jemand umbringt?“
Der Polizist holte tief Luft und lehnte sich zurück. „Viel. Mehr als die Bestechung. Jedenfalls wenn Sie jemanden engagieren wollen, der das seriös macht.“
Katja faltete die Hände auf der Tischplatte und starrte auf ihre Finger. Als nichts mehr zu sagen war, dankte der Polizist und verabschiedete sich.
In derselben Nacht schmiedete Katja ihren Racheplan. Sie würde selbst den Mann töten. Sie würde Pavel Recht geben, dass Gute würde gewinnen.
Der Bluthund betrachtete sie fassungslos. „Weshalb?“ wollte er wissen.
Die kühlen blauen Augen Katjas sprühten geradezu von Abscheu. „Jeder Mensch hat einen Vater, eine Mutter, einen Bruder oder vielleicht eine Schwester. Jede Handlung hat ihre Konsequenzen.“ Sie zielte mit der kleinen Pistole, welche sie in ihrer Handtasche versteckt gehalten hatte, direkt auf die Brust des Bluthundes. Sie merkte, wie ihre Hand zitterte.