Stari hatte mittlerweile das Restaurant des Bluthundes verlassen und sich in seinen Wagen gesetzt. D’javol sass ihm gegenüber und betrachtete den älteren Mann eingehend, bevor er sprach: „Der Bluthund ist tot, der wichtigste Teil der Aufgabe hat er erfüllt.“
Staris Augen funkelten vor Zorn. „Er hätte die Frau umbringen sollen und das Geld nicht anrühren dürfen!“ bellte der ältere Mann und versuchte sich sogleich wieder zu beruhigen.
„Ich werde ihn und die Frau finden und beide töten.“ Sagte D’javol kühl. Der Mann konnte immer sehr sachlich und kühl über das Töten sprechen. Geradezu so als rede er über die Farbe seiner Hosen. Und genauso sachlich und kühl führte er sein Töten auch aus.
Stari war geneigt ihm den Auftrag zu geben den Mann lebend zu fassen, so dass er selbst ihn töten konnte, doch bevor er diesen Gedanken weiterspinnen konnte klingelte sein Handy. Er blickte auf das Display und runzelte die Stirn, als es dort hiess, dass eine unbekannte Nummer anrief. Leute die Stari nicht bekannt waren, konnten diese Nummer nicht haben.
„Hallo.“ Nahm der ältere Mann den Anruf entgegen.
„Guten Tag Herr Stari.“ Meldete sich eine ruhige Stimme auf der anderen Seite.
„Wer ist da?“ verlangte Stari mit zittriger Stimme zu wissen.
„Der Mann, der Bluthunde tötet.“ Antwortete die Stimme und lachte kurz arrogant auf. „Den Hund, den Sie auf einen anderen Hund angesetzt haben.“
„Woher haben Sie diese Nummer?“ wollte Stari weiter wissen.
„Ich gebe zu, das war nicht einfach. Aber ich muss Ihnen gestehen, Sie sind nicht der Einzige mit Einfluss.“ Erwiderte die Stimme von Andrej.
Stari blieb einen Augenblick ruhig, dann hatte er sich wieder gefangen und meinte mit zornigem Unterton: „Sie haben den Auftrag nicht zu meiner Zufriedenheit erledigt. Die Frau befand sich nicht als Leiche am Tatort und Sie haben das Geld genommen.“
„Das Geld können Sie als Bezahlung für die Arbeit sehen. Sie haben bei meiner Anstellung keine Preisauskunft verlangt.“ Erklärte Andrej belustigt. „Um die Frau habe ich mich gekümmert.“
„Bezahlung?!“ rief der ältere Mann aufgeregt ins Telefon. Dann wieder ruhiger. „Ich lege die Preise fest.“
„Nun dann hätten Sie einen Vorschlag bringen sollen.“ Erwiderte Andrej trotzig.
Der ältere Mann konnte es nicht glauben und musste kurz lachen. „Sie verstehen doch, dass dies nicht eine normale Arbeitsentschädigung ist und dass ich nicht ein normaler Arbeitgeber bin. Wenn Sie mich über den Tisch ziehen, töte ich Sie.“
„Möglicherweise.“ Erwiderte Andrej unbekümmert. „Wenn Sie dies tun verlieren Sie jemanden der gute Arbeit verrichtet.“
Nun lachte Stari laut aus. „Gute Arbeit haben Sie nicht verrichtet! Ich hätte andere Leute anstellen könne, die es so gehandhabt hätten, wie ich wollte.“
„Ihr Plan war mangelhaft.“ Kritisierte Andrej unverblümt. „Auf ihre Weise wäre stets ein Rest Unsicherheit geblieben, dass Sie ihre Hände im Spiel hatten.“
„Jetzt sieht es so aus, als hätte ein Auftragmörder den Bluthund getötet und ausser mir kommt kaum jemand in Frage, der den Auftrag hätte geben können.“ Erwiderte Stari mit unterschwelligem Zorn.
„Nicht irgendein Auftragsmörder.“ Erwiderte Andrej leicht beleidigt. „Ihr werdet meinen Namen nennen und Ihr werdet dadurch die Gerüchte auf den Strassen, die bereits um mich kursieren nähren und auch die Polizei wird dies tun. Was den Auftraggeber angeht, so werden die Gerüchte auf die Schwester eines der Opfer des Bluthundes hinweisen.“
„Gerüchte?!“ wollte Stari aufgeregt wissen. „Gerüchte sind wie Nebel, vorhanden aber nicht greifbar. Niemand wird sich darauf verlassen. Ausserdem gibt es keine wirklichen Gerüchte um Euch. Wenn man sich umhört, weiss man, dass ein Mann Namens Andrej Leute für billiges Geld tötet.“
„Das war ein Köder.“ Erwiderte Andrej nüchtern. „Das Gerücht dreht sich um ein Geheimnis, um einen Namen der zwischen den Häusern herumgeistert und nie wirklich fassbar ist. Der Name von Gnadenlosigkeit. Sie sehen sich als Gott, nicht wahr? Oder zumindest als Vater der Menschen, als, in einer seltsam verdrehten Weise, guten Hirten, der auf seine Schäfchen aufpassen muss. Die Sünde, welche der Bluthund beging, war jene, dass er Ihnen gegenüber respektlos war. Er hatte die Frau getötet, die Tochter eines Schneiders, die Tochter Ihres Schneiders. Ein Mann den Sie mögen, den Sie sogar respektieren. Daher suchten Sie jemanden, der kühn genug war den Auftrag durchzuführen und auch gut genug. Aber nicht so bekannt, dass er von jemandem wie Ihnen angeheuert werden würde. Daher liess ich diesen Mann entstehen und gab ihm die Sünde des Hochmuts mit auf den Weg. Und so legte ich die Angel aus und Sie schnappten nach dem Köder. Nach dem Namen Andrej.“
„Wovon sprechen Sie?“ wollte Stari wissen.
„Das werden Sie bald erfahren.“ Sagte Andrej, der nun gelangweilt klang. „Diese Unterhaltung dreht sich langsam im Kreis. Und ich habe nicht das Bedürfnis mich weiter zu erklären. So viel sei noch gesagt, es widerspricht meinen Prinzipien einen ehemaligen Auftraggeber zu töten, sollte ich aber zufälligerweise über ihren gemeinen Assistenten stolpern so werde ich ihn töten und dann werde ich Sie töten. Wir haben derzeit Frieden zwischen uns, also ziehen Sie nicht in den Krieg gegen mich, Sie würden verlieren.“ Auf diese Worte knurrte Stari mit den Zähnen, doch bevor er noch etwas sagen konnte fügte Andrej noch hinzu. „Sie sollten noch meinen richtigen Namen hören. Ich bin Wolk.“
Nun weiteten sich Staris Augen und im nächsten Augenblick hängte Wolk auf. Wolf, der Name war bereits ein Gerücht auf den Strassen und er machte allen im Untergrund gewisse Sorgen. Es handelte sich um einen Mann, der tötete und das auf eine unglaublich effiziente Art und Weise. Gnadenlose Effizienz. Doch was am meisten beunruhigte war, dass der Mann nicht für jemand bestimmten Arbeitete und sich nicht davor fürchtete die grossen Namen der Unterwelt gegen sich zu haben. Nicht nur das, er tötete oft sogar im Auftrag der Normalbürger. Er zollte den Institutionen keinen Respekt. Er war der grosse, böse Wolf, welcher die Schafe riss.
Andererseits musste Stari zugeben, dass dieser Umstand für die jetzige Situation günstig war, denn so würde wirklich niemand auf ihn kommen und die Geschichte der Schwester würde sich durchsetzen. Stari fragte sich, ob die Schwester tot war oder nicht. Er glaubte jedoch nicht, dass ein Mann wie Wolk sie leben lassen würde.
„Was ist los?“ fragte D’javol. Stari betrachtete ihn und dachte daran, was sein Name bedeutete. Der Teufel. Alle in der Unterwelt fürchteten sich vor ihm. Doch nun würde man sich vielleicht mehr vor dem Wolf fürchten. Dem Räuber der Stadt.
„Wir haben nicht einen Hund auf den Bluthund angesetzt.“ Antwortete Stari. „Sondern einen Wolf.“
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