Die Reise neigt sich langsam dem Ende zu. Einerseits ist es ein leider, anderseits auch ein Freude.
In letzter Zeit kreisen unsere Gedanken immer mehr zurueck zur Heimat, wahrscheinlich eine langsame Vorbereitung auf die Rueckkehr. Man merkt, was man vermisst, was in der Schweiz so toll ist,
auch die negativen Seiten, wobei ich der Ansicht bin die Positiven ueberwiegen bei weitem. Es ist die Rueckkehr aus dem Fluss ans Ufer.
Seit wir Zentralasien verlassen haben und nach Europa zurueckgekehrt sind, haben wir an diversen Stationen Halt gemacht, vormehmlich Russland und ehemaligen Sowjetrepubliken. Als erstes Kiev,
Hauptstadt der Ukraine, welche mir unglaublich gefallen hat. Die Stadt liegt an der Dnieper und zeichnet sich durch viele schoene Schloesser und Kirchen, grossen Plaetzen und einer grossen
Sammlung an Gedenkstuecken aus Sowjetzeit. Eine eiserne Statue, einer Frau mit Schwert und Schild trohnt hoch ueber einem der Huegelzuege, darunter sind Panzer und Jagdflugzeuge aus ehemamliger
Zeit versammelt. Hammer und Sicher, Sowjetstern sind immer wieder vorzufinden, sei es an Brueckengelaendern oder in der U-Bahn. Letzteres ist wirklich unglaublich, man faehrt mit der Rolltreppe
mehrere hundert Meter in die Tiefe bevor man in ein Labyrinth an Gaengen und Unterfuehrungen gelangt. Die Leute sprechen hier auch vermehrt Englisch, so dass ich wieder etwas selbstaendiger
agieren kann, Tourismus ist wohlbekannt. Irgendwie schon komisch, wenn man auf einmal nicht mehr aus der Masse heraussticht. Die Plaetze im alten Zentrum sind sehr schoen und gepflegt, laden zum
verweilen ein, waehrend die Aussenbezirke den Entdeckerdrang wecken. Definitiv ein Ort, wo ich wieder hin will.
Von Kiev ging es nach Moskau. Eine ueberwaeltigend, erdrueckende Stadt. Ueber 16 Mio. Einwohner, wobei keiner die genaue Zahl kennt. Man wird foermlich ueberall erdrueckt von den Leuten, dem
Verkehr den riesigen Bauwerken, so dass einem beinahe die Luft zum atmen weg bleibt. Die U-Bahnstationen sind noch eindruecklicher als in Kiev, da jede anders und vor allem sehr schoen gestaltet
ist. Wobei man bedenken muss, dass viele Leute beim Bau gestorben sind, Stalin hat sich nicht wirklich um seine Genossen geschehrt. Teuer ist die Stadt auch, als Backpacker ist hier wirklich
nicht viel zu machen.
ST. Petersburg ist schon etwas ruhiger, wohl weil die Gebaeude, gebaut im italienischen Renaissance-Stil nicht so hoch sind. Die ersten Eindruecke der Stadt sind ueberwaeltigend, wobei nach einer
gewissen Zeit alles einen etwas kuenstlichen Eindruck erhaelt, da man so ein Bild eher in mediteranen Gegenden erwartet. Aber eben, die Stadt wurde als Fenster zum Westen konzipiert. Hier haben
wir wieder mal privat gewohnt, was sehr heiter war, obwohl die gute Vermieterin nur russisch sprach. In Petersburg sind wir einige Zeit verweilt und haben vieles unternommen, obwohl auch hier
alles sehr teuer war.
Nach Moskau ging es weiter nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands. Endlich mal keine Millionenstadt. Tallinn hat ein wunderschoenes mittelalterliches Zentrum, wo sich sehr viele Touristen
einfinden und die Leute sprechen mehrheitlich englisch und nicht mehr russisch als Zweitsprache, wobei alles mit einem lustigen Akzent. Estnisch versteht man einfach nicht, ist wie Finnisch oder
Ungarisch, einfach unmoeglich... Von Tallinn aus sind wir fuer sechs Tage mit dem Fahrrad in einen Nationalpark gefahren, wobei ich erkennen musste, dass ich voellig unfitt bin. Die ersten
Handballtrainings werden sehr sehr sehr hart werden. Abgesehen vom Regen war das ganze auch sehr spannend und erfrischend. Nach all den Staedten wieder frische Natur um sich zu haben. Ausserdem
haben wir uns selbst im Fernsehen gesehen. Ja, ja, wir hatten unsere fuenfzehn Sekunden Ruhm und leider hatte ich mein T-Shirt "Mami ich bin im Fernsehen" gerade nicht dabei. Aber die Anekdote
dazu ist was, dass man bei einem kuehlen Bier erzaehlt...
Von Tallinn gingen wir dann weiter nach Vilnius, wobei mit etwas umstaendlicher Planung, da wir den Bus verpasst hatten. Ist halt schon eine Umstellung, wenn man ein einhalb Monate in Laendern
unterwegs ist, in denen man einfach an den Strassenrand stehen kann um einen Wagen anzuhalten. Von jetzt an haelt keiner mehr einfach so... Naja, angekommen sind wir dennoch.
Vilnius ist herrlich. Auch voll Mittelalter, aber groesser und vielfaelltiger. Zudem noch Kulturhauptstadt Europas, so dass einiges los ist. Mit dem Wagen haben wir zwei Tage einen Ausflug
gemacht, schoen, aber schwer, die Lithauer halten nicht sehr viel von Strassenschildern...
So mehr mag ich nicht. Darum erzaehl ich euch den Rest einfach, wenn ich zurueck bin. Also bis bald.
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