Der Zug war zu einem Viertel voll. Ich hatte ein Abteil für mich und im Abteil neben mir sass ebenfalls nur ein Mann. Er war schwarz. Der Zug donnerte über das Land. Ich blickte hinaus und sah wie die Landschaft verschwamm, ebenso wie meine Gedanken. Auf dem Sitz vor mir lag eine Zeitung. Ich hatte den Auslandsteil gelesen und sie dann weggelegt. Es war mir zu viel geworden. Die Nachrichten aus dem Ausland waren nicht angenehm zu lesen gewesen. Es war nur die Rede von Unheil und Tragödien. Was anderes konnte man nicht lesen, jedenfalls ich las nichts anderes. Die Welt da draussen war unheilvoll und dunkel. Es gab kein gutes Ende, keine Gerechtigkeit.
Ich bemerkte wie auf einmal Unruhe aufkam und so schaute ich nach vorne. Zwei Kondukteure kamen den Flur entlang und kontrollierten die Billete. Ich blickte hinüber zu meinem Nachbar. Der Schwarze schlief und hatte feine Kopfhörer in den Ohren. Ich überlegte ob ich ihn wecken sollte, liess es dann aber sein. Vielleicht würden sie ja vorüber gehen. Aber das taten sie eigentlich nie.
Schliesslich kamen sie zu mir und ich reichte dem Einen nach einem kurzen Grüezi mein Billet. Alles war in Ordnung. Der zweite hatte mittlerweile meinen Nachbarn angestupst und aufgeweckt. Verschlafen blickte der Schwarze hoch und er konnte sich ein Gähnen nicht verkneifen.
„Billet bitte.“ Forderte ihn der Kondukteur gereizt auf.
Der Schwarze griff in seine Jackentasche und holte sein Portemonnaie hervor. Darin wühlte er verschlafen herum und es sah aus als würde er kein Billet finden. Ich hatte irgendwie Mitleid mit ihm. Genauso wie in der Zeitung traf es immer die armen Schwarzen, der Afrikanische Kontinent war verloren.
Der Kondukteur, der den Mann zuerst angesprochen hatte, wandte sich an seinen Kollegen und meinte: „Der Neger hat wohl kein Billet.“
Ich glaube sein Kollege blickte mindestens so überrascht drein wie ich. Keiner von uns konnte es fassen, dass diese Worte eben gefallen waren. Der Schwarze hatte inzwischen inne gehalten und blickte mit zorniger Miene zum Kondukteur hoch welcher ihm wiederum ein überhebliches Lächeln zeigte. Dann zog der Schwarze eine Karte aus seinem Portemonnaie und sagte: „Der Neger ist bei der Polizei und Sie kommen jetzt mal mit.“
Die drei Herren verliessen den Wagon und ich blickte ihnen noch verdutzt kurz nach. Dann musste ich kurz lachen und mit einem ruhigeren Gefühl im Magen nahm ich die Zeitung wieder zur Hand und las weiter.
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